Versionsinformation
Der Originaltext stammte vom 15. Juni 2019, 12:33 Uhr und wurde per 19.12.2019 aktualisiert.
Kühlung im Sommer
Speziell im Sommer erhalte ich immer wieder Anrufe, dass sich der Computer oder das Notebook abschaltet und nicht mehr einschalten lässt.
Meist liegt dies an zu hohen Temperaturen im Gerät was zu einer automatischen Notabschaltung führt.
Passiert dies häufiger, so ist dies für die Lebensdauer der verbauten Komponenten nicht förderlich.
Probleme könnten beispielsweise ein stehengebliebener Lüfter im Gerät, Staub- oder Haaranhaftungen bei Kühlelementen oder eine verbrauchte Wärmeleitpaste sein.
Die Kühlung ist ein wesentliches Element und kann von mir gerne überprüft und wieder auf einen ordentlichen Wert gebracht werden.
Benötigtes Werkzeug für den Eigenversuch
Ein Wort im Vorfeld, auch wenn es selbstverständlich sein sollte: Wenn Du ein Gerät öffnest, trenne vorher das Gerät vom Stromnetz und entferne etwaige Akkus oder USVs (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) falls vorhanden. Halte danach auf dem Einschaltknopf für 10-20 Sekunden um die Restspannung aus dem Gerät zu bekommen. Außerdem solltest Du keine stark elektrostatisch aufladbaren Kleidungsstücke wie Vließ tragen. Fasse vor dem Öffnen und Hantieren mit Geräteinnenteilen immer ein geerdetes Metallteil an (beispielsweise das nicht lackierte Rohr der Heizung) und verwende ein Antistatik-Armband, welches mit dem Gehäuse verbunden ist. Damit ist die Spannung im eigenen Körper wie auch auf dem Gerät gleich und es kann zu keinem Funkenflug kommen. Ein geeignetes Antistatik-Armband gibt es für etwa 10 Euro beispielsweise hier.
Bevor Du selber Hand anlegst, sollten einige Sachen bereitstehen:
1. Ein gutes Schraubenzieher-Set für Klein- und Feinelektronik. Darunter sollten Kreuzschraubenzieher oder -einsätze nach ISO 8764 in verschiedenen Größen enthalten sein. Außerdem ist es bei Notebook-Arbeiten sinnvoll, dass verschiedene Größen von Innensechskant-, Innenvierkant- und Sternaufsätze vorhanden sind. Die Auswahl hängt dann vom jeweiligen Gerät ab. Bei Obi kann man ein brauchbares Schraubenzieher-Set für kleines Geld bekommen: Dieses Set hat einige Aufsätze bereits dabei, die auf den meisten Notebooks passen. Den Link zu einem erschwinglichen Standard-Werkzeugset für den Anfang habe ich hier verlinkt (OBI).
2. Eine Druckluftdose oder einen ölfreien Kompressor. Falls ein Kompressor verwendet wird: dieser muss zwingend und unbedingt ölfrei arbeiten! Ansonsten kann es passieren, dass sich ein feiner Ölfilm beim Ausblasen über die elektronischen Komponenten legt und möglicherweise einen Kurzschluss auslöst! Druckluftdosen sind hier zu finden (Amazon), diese sind aber auch in Büroshops wie Pagro oder Libro im Sortiment. Ein ölfreier Kompressor wäre hier zu finden (OBI).
3. Wärmeleitpaste. Die Paste wird zwischen Hitzeerzeuger und Wärmeableiter dünn gestrichen. Damit wird eine Verbindung zwischen beiden Komponenten hergestellt. Ich verwende gern die ArcticMX-Wärmeleitpaste: sie ist kostengünstig bei guter Kühlleistung. Bei Wärmeleitpaste gilt: Weniger ist mehr. Es muss zwar flächendeckend aufgetragen werden, aber unter einem Millimeter Dicke. Ich schlage hier vor eine Stanley-Messerklinge zu verwenden und diese gleichmäßig mit der flachen Seite zu verteilen. Eine Auswahl an Arctic MX Wärmeleitpasten findest Du hier (Amazon). Wer hier am Preis spart, kann eine hitzige Überraschung erleben.
4. Wärmeleitpads. Die Wärmeleitpads finden speziell bei der Kühloptimierung in Notebooks, bzw. Laptops und Stand-PCs bei Chipset-Elementen Einsatz. Diese werden in verschiedenen Größen geliefert. Ich rate zu einer 10x10cm-Matte aus der man dann mit Hilfe eines scharfen Messers größen- und passgenau die benötigten Stücke herausschneidet. Dabei ist zu beachten, dass im Regelfall diese Wärmeleitpads beidseitig mit einer Kunststofffolie bedeckt sind, die unbedingt vor dem Einbau entfernt werden muss! Eine Auswahl an brauchbaren Wärmeleitpads von Arctic findest Du hier (Amazon). Auch hier gilt: eher teurere Produkte mit guter Wärmeleitung kaufen!
5. Für Reinigungsarbeiten sind Papier-Küchentücher mit rauher Oberfläche im privaten Haushalt gut nutzbar und bekommt man in jedem Supermarkt.
Stand-PCs reinigen
Diese Geräte sind recht einfach innenzureinigen. Erst sollte ein Blick auf die Rückseite geworfen werden: Auf der gegenüberliegenden Seite wo die Anschlüsse sind öffnen wir die Seitenabdeckung. Diese wird meist mit 1-2 Kreuzschrauben befestigt, bei höherpreisigen Geräten können auch Handschrauben verwendet worden sein. Sind die Sicherungsschrauben entfernt, so lässt sich die Seitenabdeckung abnehmen. Bei günstigeren Gehäusen wird dazu das Seitenteil zurückgeschoben bis es nicht mehr arretiert ist. Teurere Gehäuse besitzen eine Art Scharnier, auf der man das Seitenteil wie ein Fenster öffnen kann, wieder andere Gehäuse haben ausgeklügelte Öffnungsmechanismen. Hier auf jedes Gehäuse einzugehen würde den Rahmen sprengen.
Ist das Seitenteil entfernt sollte der Blick auf die Innenkomponenten frei sein. Wer über einen Kompressor verfügt, kann hier vorsichtig (!) hineinblasen. Hier sollte auch mit nicht allzuviel Druck in die Lüfterschlitze des Spannungswandlers, bzw. das Netzteil geblasen werden.
Wer handwerklich geschickt ist kann auch vorsichtig den Prozessorkühler entfernen. Meist ist dies ein klar erkennbarer Kühlkörper mit einem Aktivlüfter. Der Aktivlüfter ist im Regelfall mit der Hauptplatine verbunden. Hier bitte unbedingt merken, wo dieser angeschlossen war. Der Anschluss wird meist mit „CPU“ oder „CPUFAN“ beschrieben.
Nach der Demontage muss der Prozessor (das Bauteil, auf dem der Kühler saß) vollständig von der bestehenden Wärmeleitpaste gereinigt werden. Papier-Küchentücher leisten hier wegen der rauhen Oberfläche gute Dienste. Danach muss die Auflagefläche des Kühlkörpers ebenfalls sehr säuberlich gereinigt werden.
Nun muss die Wärmeleitpaste, wie zuvor erwähnt, dünn und gleichmäßig auf dem Prozessor verteilt werden, bevor Du wieder alles zusammensetzt.
Grafikkarten sollten nur auseinandergenommen werden, wenn ein triftiger Grund vorliegt. Falls Du vorhast die Wärmeleitpaste für die Grafikkarte zu erneuern, so sollte eine Hochleistungswärmeleitpaste mit Silberanteil verwendet werden. Bei Conrad wird momentan die Arciv Silber 5 angeboten. Diese Pasten sind erdrutschmäßig teurer als die Keramikvariante Arctic MX.
Wenn Du die Wärmeleitpaste erneuert hast solltest Du unbedingt nach dem Zusammenbau des Stand-PCs ein Belastungsprogramm wie IntelBurnTest verwenden, um den Prozessor so hoch wie möglich zu belasten. Gleichzeitig sollte die Prozessortemperatur mit einem Programm wie Piriform Speccy überprüft werden. Steigt die Temperatur über 100°C muss der Belastungstest sofort abgebrochen werden, denn dann passt irgendetwas mit Kühlung nicht! In diesem Fall solltest Du prüfen ob beispielsweise der Prozessorkühler wieder an der Hauptplatine angeschlossen ist und ob der Kühlkörper richtig auf dem Prozessor sitzt, bzw. stark angezogen / befestigt ist.
Notebooks reinigen
Bei Notebooks sollte man tunlichst nicht mit einer Druckluftdose oder einem Kompressor in die Luftauslassschlitze reinblasen. Diese sind seitlich oder auf der Rückseite des Gehäuses angebracht und blasen während des Betriebs die überschüssige Hitze raus. Durch das Einblasen von Druckluft wird zum Einen vorhandener Staub IN das Gehäuse hineingedrückt, was mit der Zeit die verbauten Lüfter schädigt oder zu einer richtig engen „Dämmwolle“ im Gehäuse führt. Zum Anderen kann ein zu scharfer Windstoß auch den Lüfter beschädigen.
Daher rate ich bei Notebooks dazu, diese von einem Fachgeschäft innenreinigen zu lassen. Eine gute Innenreinigung beinhaltet das komplette Auseinandernehmen des Geräts, Austausch der Wärmeleitpaste bei den Recheneinheiten und der Austausch der Wärmeleitpads bei den zu kühlenden Innenkomponenten.
Handwerklich begabte Leser können versuchen ein Handbuch für das jeweilige Notebook im Internet zu suchen und das Gerät entsprechend dieser Anleitung auseinanderzunehmen. Im Vorfeld sollte auf alle Fälle wieder eine gute Wärmeleitpaste besorgt worden sein und Wärmeleitpads in verschiedenen Dicken.
Außerdem wird bei Laptops im Regelfall Spezialwerkzeug wie Torx-Schraubenzieher (Stern, Kreuz, Innensechskant, usw.) benötigt. Die genaue Auswahl der benötigten Werkzeuge hängt hier stark vom Hersteller und dem Gerätetyp ab.
Bei dem Auseinandernehmen eines Notebooks ist es wichtig, dass die Stromzufuhr im Vorfeld getrennt, danach der Akku entfernt wird und eine so genannte statische Entladung durchgeführt wird. Dabei hält man auf dem Einschaltknopf für ca. 10-20 Sekunden ohne aktiver Stromversorgung um die Restspannung aus dem Gerät zu bekommen.
Danach wird das Gerät soweit nötig auseinandergenommen und alle Komponenten von Staub befreit. Zwischen dem Gerätelüfter und der Ausblasöffnung ist im Regelfall eine Aluführung. Diese solltest Du ebenfalls ausblasen.
Die Schmierung von Lüftern können mit der Zeit schwächer werden. Lüfter lassen sich mit Fingerspitzengefühl und einer guten Anleitung auch auseinandernehmen und nachfetten. Dazu empfehle ich ein LiquiMoli LM47 Hochleistungsfett. Dieses bekommt man meiner Erfahrung nach am einfachsten in einer KFZ-Werkstätte die LiquiMoli-Produkte nutzt. Das Nachfetten der Lüfter erspart meist eine Nachbestellung der kompletten Heatpipe des Geräts, also alle Kühlelemente. Man bräuchte nur den Lüfter, aber bekommt beim Hersteller meist nur das komplette Set mit Kühlkörper und Lüfter, was sich schnell im Preisbereich über 100 Euro niederschlägt.
Beim Zusammensetzen des Geräts ist unbedingt darauf zu achten, dass die richtigen Schrauben, also Längen und Dicken in den dafür vorgesehenen Buchsen zu montieren. Eine zu lange Schraube kann beim reindrehen Innenkomponenten zerstören und damit das Gerät zum Totalschaden erklären. Die verwendeten Schrauben haben ein derart enges Gewinde, dass man selbst mit einem Handschraubenzieher durch eine Platine durchschraubt ohne es zu merken.
Abschließend möchte ich sagen…
… dass auch Privatpersonen, wenn sie mit Umsicht vorgehen, Stand-PCs im Regelfall selbst reinigen können. Im Falle von Notebooks sollte man – sofern man kein spezielles Wissen darüber hat – eher die Finger davon lassen.
Ich biete Innenreinigungen bei allen Gerätetypen (außer Apple) an, einfach dazu anfragen.
Dein Michael Ebenhofer, Inhaber der Computersystems for you e.U., 0664 92 680 65